Kapsel-Band-Zerrungen (Distorsionen) des Sprunggelenks sind mit ca. 30 % aller Vorstellungen in kinderchirurgischen Praxen die häufigste Sportverletzung.
Was bedeutet Distorsion des oberen Sprunggelenks?
Die Knochen des Knöchels werden durch Bänder miteinander verbunden. Wenn der Knöchel umknickt oder stark verdreht wird, können die Bänder gedehnt werden. Da die Bänder bei Kindern noch sehr stabil sind, kommt es hier selten zu Bänderrissen. Bei starker Gewalteinwirkung sehen wir im Kindesalter eher knöcherne Bandausrisse oder Verletzungen der Wachstumsfuge.
Im Kindesalter ist es sehr wichtig Röntgenaufnahme gezielt anzuwenden. Zur Reduktion der Strahlenbelastung überprüfen wir daher bestimmte Schmerzpunkte (Ottawa Ankle Rules) und die Belastungsmöglichkeit, um die Wahrscheinlichkeit einer Fraktur und die Notwendigkeit einer Röntgenstrahlenbelastung genauer einschätzen zu können.
Im Falle einer notwendigen Röntgenuntersuchung sind für die Interpretation genaue Kenntnisse des kindlichen und jugendlichen Skeletts notwendig. Je nach Alter auftretende Knochenkerne und noch nicht verschlossene Wachstumsfugen können leicht als Knochenbruch fehleingeschätzt werden.
Wie wird eine Distorsion des Sprunggelenks nach Ausschluss eines Knochenbruchs behandelt?
In den ersten Tagen kann aufgrund der Schmerzen und der Schwellung nicht sicher zwischen einer Bänderdehnung oder Bänderriss unterschieden werden. Aus diesem Grund besteht die Therapie zu Beginn aus abschwellenden und schmerzstillenden Maßnahmen. Die Therapie erfolgt nach dem sog. „PECH“-Schema:
Pause
Der betroffene Fuß sollte geschont werden.
Bewegung und Belastung verursachen Schmerzen und Verstärken die Schwellung
Eis
Legen Sie Eis auf den Knöchel. Dies für zu einer Minderung der Schwellung. Das Eis sollte von Stoff umhüllt sein und nie länger als 20 Minuten auf dem Knöchel liegen. Wiederholen Sie die Behandlung 4-8mal am Tag. Da Gel-Eis-Packs kälter sind als normales Eis, sollten diese nur 10 Minuten auf der Haut liegen.
Compression
In der Praxis wird Ihrem Kind ein fest anhaftender Tape-Verband angelegt. Dieser sollte bis zur nächsten Vorstellung belassen werden. Der Verband sollte nach Möglichkeit trocken bleiben. Der Verband sollte nicht schmerzhaft sein und der Fuß nicht „pochen“. Die Zehen sollten rosig sein und nicht kribbeln.
Hochlagern
Dies bedeutet den Fuß über Herzhöhe zu lagern. Stützen Sie den Fuß mit Kissen. Manchmal ist es erforderlich sich hinzulegen, um den Fuß über Herzhöhe zu lagern.
Schmerzmittel
Am besten wirkt hier Ibuprofen, da es neben der Schmerzlinderung auch abschwellend wirkt. Ibuprofen gibt es für Kinder als Saft oder Zäpfchen. Sie sollten das Medikament für die nächsten 3-4 Tage 3 mal täglich geben.
Wie geht es weiter?
Nach ca. einer Woche sollten Sie Ihr Kind wieder in unserer Praxis vorstellen, um den Fuß erneut untersuchen zu lassen. In bestimmten Fällen kann es möglich sein, dass eine unterstützende Schiene (Orthese) für weitere Wochen angelegt werden muß.
Bewegungsübungen
Nach der Freigabe sollte Ihr Kind mit Bewegungsübungen beginnen, um das Sprunggelenk zu stärken und das Bewegungsausmaß zu erhalten. Wir werden Ihnen entsprechende Übungen zeigen.
Wann ist wieder alles ok? Wann kann mein Kind wieder Sport machen?
In der Regel dauert eine Behandlung 4-6 Wochen. Frühestens nach 4 Wochen kann leichter Sport unter Schutz einer Orthese begonnen werden. Zu Beginn ist es durchaus normal, das bei vermehrter Belastung eine leichte Schwellung oder leichte Schmerzen auftreten können.
Wann sind weitere Maßnahmen nötig?
Bei gehäuftem Auftreten von Dehnungen des Kapsel-Band-Apparats im Sprunggelenk (Sprunggelenkdistorsionen) ist zur Stärkung des körpereigenen Halteapparats ein Tiefensensibilitätstraining (sog. propriozeptives Training) im Rahmen einer Physiotherapie oder Krankengymnastik nötig. Eine operative Therapie muss nur bei einer anhaltenden Instabilität durchgeführt werden. Dies ist bei Kindern und Jugendlichen zum Glück sehr selten.